Nachlese: Isabelle Kirsch "ZUR MITTE HIN"

Lichtkunst in der Stiftskirche vom 25. Nov. 22 bis 01. Jan. 2023

Weihnachtskugeln, Schneebälle, Licht, it ́s magic. Das waren nur drei der zahlreichen spontanen Äußerungen der Besucherinnen und Besucher zu unserer Lichtkunstausstellung in der Stiftskirche. Die Lichtkünstlerin Isabelle Kirsch brachte im Advent nicht nur die Stiftskirche zum Leuchten, sondern auch Licht in die in diesem Jahr für viele wegen der Energiekrise und anderem besonders dunklen Jahreszeit. Am beeindruckendsten waren für die meisten die leuchtenden Kugeln im Mittelgang, die in Holzgestellen installiert wurden. Sie schienen in ihren Behältnissen zu schweben und wechselten ihre Farben. Himmelslicht hat die junge Künstlerin in ihren Objekten aus Wellrohr eingefangen. Genauer: Sie hat verschiedene Lichtstimmungen in einer Sequenz gespeichert, die jeweils versetzt in ihren Kugeln laufen. Das pulsierende Licht machte die künstlichen Gebilde scheinbar lebendig. In diesem Sinne hat es Isabelle Kirsch auch selbst beschrieben: Es ist ein bisschen so, als würden die Objekte mit den Besuchern der Kirche korrespondieren und außerdem selbst wahrnehmen, was hier los ist. Zur Mitte hin. Diesen Titel hatte Isabelle Kirsch ihrer Ausstellung gegeben.

Diese Überschrift wurde besonders in ihrer Installation „Wirbelwellen“ deutlich. Im Eingangsbereich hatte sie eine Art Ventilator aus Schläuchen an die Decke montiert. Diese Installation drehte sich und erzeugte dabei einen Ton. Alle, die sich unter das Objekt stellten, konnten eine leichte Luftbewegung spüren. Die dritte Installation befand sich in der Taufkapelle. Die Künstlerin hatte hier einzelne Utensilien der Restauratorin einbezogen. „Stillstand 2022“ nannte sie ihre Arbeit mit transparenten Holzkammerplatten und Monitoren, die eine verfremdete Fotoreihe zeigten. Auf den Fotos war die Künstlerin selbst in verschiedenen Positionen auf einer Wiese zu sehen.

Sowohl bei der Vernissage als auch bei der Finissage war Isabelle Kirsch anwesend und kam mit vielen Menschen ins Gespräch. Danke an alle, die diese Ausstellung möglich gemacht haben. Insbesondere Danke an alle Kirchenhüter und Kirchenhüterinnen, durch deren Engagement wir die Kirche an den Adventssamstagen öffnen konnten und auch ein Dankeschön an Irene Steigner und ihrem Team für die Organisation und die Durchführung des Sektempfangs zu Vernissage und Finissage.

Pfarrerin Heike Messerschmitt / Fotos: Kirsch

#ESWERDELICH:T –– LichtBlicke:Ahrtal

wolkenhain.aktionen.22

im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz

Uraufführung der Lichtoper von Ingo Bracke
Benefizveranstaltung zugunsten der Kulturarbeit im zerstörten Ahrtal – Spenden erbeten

Die Stiftskirchengemeinde Landau lädt im Rahmen der 2. Kunst.Nach(t).Landau am 3. Juni  zu einem Konzerterlebnis aus Licht-Atem und Klang in die Stiftskirche ein. An diesem Abend wird der Künstler und Regisseur Ingo Bracke den Sakralraum ab 22.30 Uhr in ein ganz neues Licht tauchen. Die Uraufführung seiner „Licht[Oper]“ steht unter dem Titel: „VERsinnLich(T)“. Damit nimmt der Künstler Bezug auf die christliche Schöpfungssymbolik und dem ihn innewohnenden immer neuen Lebensimpuls des Kreatürlichen vor dem Hintergrund dynamischer Lebens- und Veränderungsprozesse.

Großformatige Projektionen mit handgemalten Lichtbildern werden Wände, Säulen und Gewölbe des Kirchenraumes in einen Kosmos aus Licht und Klang verwandeln. „Ich möchte die Menschen zum Staunen über die Schönheit der Schöpfung und Architektur dieses spirituellen Ortes bringen.
Bracke inszeniert einen multisensorischen Erlebnisraum, der neue Perspektiven auf den Kirchenraum eröffnet. Unterstützt wird er dabei von dem Klangkünstler Bernd Wegener und dem Posaunisten Bernhard Vanecek, die durch ihre raumbezogenen Klänge das Innere der Zeit ausloten und Perspektiven auf ihre Entstehung erkunden.

Beginn: 22.30 Uhr (Einlass: 22.00 Uhr)

Der Neustadter Künstler Gerhard Hofmann hat eine Farbradierung mit 12 Motiven zur Geschichte der Pfälzer Kirchenunion:

"Dieses Bild zeigt zwölf Motive aus der Historie, die unmittelbar mit unserer Geschichte verbunden sind. Gehen wir von links nach rechts, dann entdecken wir zunächst mit der Jakobinermütze einen Freiheitsbaum aus der Französischen Revolution. Für sie haben sich eine ganze Reihe protestantischer Pfarrer in der Pfalz begeistert. Sie gehörten 1818 zu den Begründern der Union.
Daneben der Turm der Stiftskirche in unserer Unionsstadt: Kaiserslautern.  Hier wurde zum Abschluss der Unionssynode im August 1818 der erste gemeinsame Abendmahlsgottesdienst der Protestantisch-evangelischchristlichen Kirche der Pfalz gefeiert.  Das Unionsdenkmal mit dem Friedensengel in der Mitte –  und Calvin und Luther zur Seite – wurde 1883 eingeweiht –  und steht heute noch in der Stiftskirche, der „Mutterkirche“ der Union.
Der markante Kirchturm dahinter gehört zur Klosterkirche in Lambrecht,  dem Ort der ersten pfälzischen Lokalunion von 1805. Dahinter entdecken wir den Trifels. Er steht oberhalb der Lokalunionsgemeinde Annweiler, die ebenso wie die Stiftskirchengemeinde in Landau eine der Gemeinden ist, in der sich im Jubiläumsjahr „300 Jahre Reformation“, also 1817, Reformierte und Lutheraner zusammenschlossen.
Die Kirche in Neunkirchen am Potzberg – in der oberen Mitte unseres Bildes – ist gewissermaßen die in Stein gemeißelte Union. Aus der lutherischen Kirche (ehemals eine mittelalterliche Kapelle) und der reformierten Kirche entstand als sichtbarer Ausdruck des Zusammengehens 1825 dieser von Paul von Denis entworfene, neue Bau.
 Als die Maxburg oberhalb von Neustadt-Hambach, die Sie rechts oben im Bild sehen, noch eine Burgruine war, fanden sich dort im Jahr 1832 tausende von Menschen ein, die unter dem Deckmantel eines Festes für ein geeintes Deutschland und für die bürgerlichen Freiheiten demonstrierten. Zu den Protagonisten des sog. Hambacher Festes gehörte – neben Theologiestudenten, Vikaren und Pfarrern – auch das Mitglied der Generalsynode von 1821: Philipp Jakob Siebenpfeiffer.  Zur Hymne des Festes wurde das von ihm verfasste Lied:  „Hinauf, Patrioten zum Schloss, zum Schloss!“
In der Mitte des Bildes finden wir ein Motiv, das mir besonders gut gefällt.  Es ist ein „Zitat“ aus dem Historienbild von Theodor Veil (1824), das in der Speyerer Dreifaltigkeitskirche jetzt – nach der Renovierung – wieder in neuem Glanz erstrahlt: der Zug der Generalsynode 1818 zur Stiftskirche Kaiserslautern. Festlich gewandete Mädchen sieht man da im Vordergrund, die Girlanden halten und den Zug geleiten. Aus den historischen Quellen wissen wir, dass der Unionszug zur Stiftskirche führte. Bei unserem Bild bleibt es hingegen ein Geheimnis, ob die Festgäste hinauf zum Schloss – oder ins Gebäude des Konsistoriums, des heutigen Landeskirchenrats in Speyer, schreiten. 
Vor dem Konsistorialgebäude – in bayrischer Zeit um die Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert gebaut, erblicken wir den „Unionsvater“: Johann Friedrich Butenschoen. Er war Philosoph und Philologe, hatte auch Geschichte studiert und trat in Straßburg als Revolutionär und Redakteur in Erscheinung. Schließlich wurde er Lehrer und in Speyer Schulinspektor und Konsistorialrat.  Er hat unsere Kirche wesentlich geprägt; unser heutiges Bildungszentrum in Landau trägt darum bewusst seinen Namen.
In den Vordergrund des Bildes hat Gerhard Hofmann die beiden wesentlichen theologischen Inhalte der Union gestellt: die Bibel als alleinige Lehr- und Glaubensnorm – und Brot und Kelch als Zeichen des nun gemeinsam gefeierten Abendmahls. Die Einigung in der Abendmahlsfrage, sie bildete den Kern der Pfälzer Union. Ganz konkret hieß das: aus der lutherischen Hostie und dem reformierten „Kranzkuchen“ wird das Unionsbrot.  Und das soll am Vortag der Austeilung gebacken – und in der Länge von zwei, in der Breite von einem, und in der Dicke von einem halben Zoll geschnitten werden: so niedergelegt in der Unionsurkunde von 1818.  Freilich: die Einigung basiert nicht nur auf pragmatischen Regelungen. Es wurden gewichtige theologische Entscheidungen getroffen. So erreichten Lutheraner und Reformierte einen Konsens im Verständnis des heiligen Abendmahls. Es ist ein Fest des Gedächtnisses an Jesus Christus, in dem es zur „seligsten Vereinigung“ der Kommunikanten mit ihrem Herrn kommt. Basis dieser Einigung war das biblische Zeugnis. Nichts anderes zählt. Die Pfälzer Kirche geht zur Ur-Kunde des christlichen Glaubens zurück. Sie will die Bibel in aller Ernsthaftigkeit und unter Gebrauch der Vernunft auslegen; und dann leben, was sie für wahr erkannt hat. Darum geht es: „immer fort auf der Bahn wohlgeprüfter Wahrheit und echt-religiöser Aufklärung mit ungestörter Glaubensfreiheit mutig voranzuschreiten“ (so formuliert in der Präambel der Unionsurkunde von 1818).

Text: Kirchenpräsident a.D. Dr. Christian Schad